Die Firma Hefel Wohnbau, ein Generalunternehmen, das von der Planung über den Verkauf
bis zur Ausführung von Wohnbauten tätig ist (eigentlich ein natürlicher Feind jedes Architekten), blickt auf 50 Jahre erfolgreiche Vergangenheit zurück und hat sich die Aufgabe gestellt, 50 Jahre vorauszuschauen.
Das gesteckte Ziel, die Dienstleistungen zu erweitern, beinhaltet u.a. die Präsentation ihrer Projekte und jener von Kooperationspartnern in virtueller Form um dem Kunden mittels 3D-Technologie die zukünftige Realität in Echtzeit vor Augen zu führen.
Die Wettbewerbsinformation war kurz und bündig: 20 Büroarbeitsplätze, Seminarräume, Tiefgarage, interne Verbindung zum Bestand und ein multimedialer Präsentationsraum für 3D-Animationen.
Konzept
Virtuelle Orte sind nach Auffassung des französischen Philosophen Marc Augé „Nichtorte“ – Orte, die nicht an eine bestimmte Örtlichkeit gebunden sind oder in keinen Kontext vor Ort eingebunden sind. Der gebaute Raum wird zum Zwischenraum oder Katalysator von Realität und Virtualität.
Der Kunde soll bei seiner Ankunft über das Medium Architektur aus der Realität herausgenommen und einer simulierten Realität zugeführt werden.
Ähnliches geschieht beim Betreten eines Flugzeuges bzw. während eines Fluges.
Der Passagier verläßt seine vertraute Umwelt und wird in eine künstliche, introvertierte Welt, den Flugzeugbauch geführt.
In diesem ist alles reguliert, vom Licht über die Klimatisierung bis hin zur Verbindung mit der Realität, die jedoch virtuell, nämlich via Monitor ins Flugzeuginnere gebracht wird.
Ein virtuelles Medium bringt also Informationen über die Umwelt, wie aktuelle Position, Flughöhe, Geschwindigkeit, Temperatur, sowie die Vorausschau auf den Zielort – der Passagier kann sich in ein Bezugssystem „einordnen“.
Die formale Gestaltung des 3D-Präsentationszentrum assoziiert mit Bildern aus dem Flugzeugbau, ist jedoch, den internen Funktionen gehorchend, entsprechend verformt.
Der mehrschalige und zueinander versetzte Wandaufbau (Fiberglas aussen – transluzente Kunststoffolie innen) ermöglicht indirekte Führung von natürlichem und künstlichem Licht.
Die Lichtsteuerung schafft wahlweise verschiedenste räumliche Atmosphären. Der Innenraum mutiert, seine natürlichen Grenzen verändern sich scheinbar.
Der Präsentationsraum ist an den Bürotrakt angedockt, er wird sozusagen von der Realität festgehalten. Im Inneren entstehen räumliche Verbindungen zwischen virtueller und realer Welt, die sowohl funktionelle Abläufe ermöglichen, als auch symbolisch unterstreichen, daß das eine vom anderen befruchtet wird.
Die Aussenwände sind geschoßhoch verglast. Im Gegensatz zum introvertierten 3D-Trakt zeichnen sich die internen Vorgänge im Bürogebäude an der Fassade ab.
Im Untergeschoß ist der Torso einer multimedialen Wohnung eingebaut, der den direkten Bezug zur Realität herstellt. Die virtuelle Welt ist abgehoben, die Realität in der Erde verwurzelt.